Fassadenpreisverleihung und Verabschiedung von Herrn Dr. Beckstein
Ein strahlendes Sams-Haus, ein ehemaliger Landesvater und eine prächtig sanierte Mühle prägten die festliche Sitzung der Stiftung Weltkulturerbe Bamberg. Es galt nämlich mit dem Ministerpräsidenten a.D. Dr. Günther Beckstein ein langjähriges Mitglied im Kuratorium gebührend zu verabschieden und die beiden Preisträger für die Fassadenpreise 2020 und 2022 zu feiern. „In Bamberg sind Sie stets hochgeschätzt“, bedankte sich Oberbürgermeister Andreas Starke bei Beckstein für sein Wirken in dem Gremium.
Im Blickpunkt der vom Querflötenduo der Musikschule mit Karen Hamann und Melanie Erzfeld umrahmten Sitzung stand zunächst jedoch die Preisvergabe. Geehrt wurden zwei Eigentümer von denkmalgeschützten Bauwerken, welche die Fassaden ihrer historischen Anwesen besonders gelungen und aufwendig saniert haben. Die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnung ging im Jahr 2020 an Gabriele und Heinrich Tröster für das „Haus zum Einhorn“ in der Judenstraße 16, wurde coronabedingt jedoch erst jetzt offiziell übergeben. Das im Jahr 1377 erstmals erwähnte und exponiert gelegene Gebäude trägt einen Schlussstein im Torbogen, den ein Einhorn ziert. Heute ist das Anwesen den Bamberger:innen, aber vor allem den Tourist:innen als „Sams-Haus“ ein Begriff, denn es diente als markante Kulisse bei der Verfilmung der weithin bekannten Kinderbücher von Paul Maar. Letztmals restauriert wurde das Gebäude vermutlich im Jahr 1926. Die nun 2020 fertiggestellte Außensanierung brachte das dreigeschossige Bürgerhaus in seiner barocken Erscheinung noch mehr zur Geltung und machte es mit seiner gegliederten Fassade zu einem prägenden Teil der Judenstraße. „Ich danke Ihnen, dass mitten im Welterbe dieses alte Haus im neuen Glanz erstrahlen kann“, zollte OB Starke der Familie Tröster seine Anerkennung.
Von gleicher Bedeutung erweist sich die Sanierung der ebenfalls städtebaulich herausragenden Bischofsmühle in der Geyerswörthstraße 4, weshalb der in Neufahrn lebende Eigentümer Dr. Ludwig Müller mit dem Fassadenpreis des Jahres 2022 geehrt wurde. Die Mühle wurde 1401 erstmals erwähnt, das heutige langgestreckte Gebäude wurde im Kern jedoch im 17. Jahrhundert erbaut. 1961 geriet ein Großteil des Dachs in Brand. Nach vielen Jahren, nur mit einem Notdach versehen, erhielt das Haus im Jahr 1981 sein heutiges Aussehen. Ein Jahr später wurde es zur Schank- und Speisewirtschaft – und ist es bis heute geblieben. Andreas Starke lobte das „qualitativ sehr gute Ergebnis“ der 2021 vollzogenen Instandsetzung der Fassade. Er vergaß nicht den Hinweis auf die Skulptur des portugiesischen Künstlers Rui Chafes, die vor vier Jahren angeschafft und vor der Bischofsmühle platziert wurde, wo sie zur Attraktivität des Anwesens beitrage.
„Bamberg nochmal völlig anders kennengelernt“
Danach hieß es Abschied nehmen von Dr. Günther Beckstein als Kurator der Stiftung Weltkulturerbe. „Sie waren ein wichtiger Unterstützer bei der Entwicklung der Stiftung für das Weltkulturerbe“, betonte Starke und wünschte dem Nürnberger für die Zukunft „alles Gute, vor allem Gesundheit“. Der ehemalige Ministerpräsident war seit Dezember 2004, also von Beginn an, im Kuratorium und verpasst den 20. Geburtstag der Stiftung um wenige Monate. „Ich werde 80 im nächsten Jahr und habe mir vorgenommen, vorher all diese Ehrenämter abzugeben“, erklärte Beckstein in seiner Dankesrede. Er sei gerne Mitglied im Kuratorium gewesen, dessen Sitzungen „von großem Vertrauen und Professionalität“ gekennzeichnet gewesen seien. Von seinem Engagement habe er auch persönlich profitiert: „Dadurch habe ich Bamberg nochmal auf völlig andere Weise kennengelernt.“